La Fontaine Das Manifest zum Kampf gegen das ewig Gegebene und für die Ästhetik des ewig Bewegten
Wenn Sie dies lesen, sind Sie entweder schwul oder nicht. Sie können sich also mit mindestens jemandem von uns identifizieren. Stellen Sie sich unseren Aufruhr vor, als wir die Wahrheit über Frida Khalo und Diego Rivera erfuhren. Wie schockierend es war, herauszufinden, dass es nicht Leo Trotzki und Frida waren, die es trieben. Tut das nun unserer Auffassung ihrer grossartigen Partnerschaft einen Abbruch?
Die bürgerliche Ehe ist das Urgeschwür der totalitären Ausbeutergesellschaft. Sie steht nicht nur für eine vertragliche Regelung von Besitz- und Herrschaftsverhältnissen und für die heteronormative Dichotomie von Frau und Mann, welche die Idiotie des Götzenglaubens an Natürlichkeit von Geschlecht und sexueller Orientierung nährt und sozial nur unter dem Joch des zivilisatorischen Reproduktionstriebes eine Vereinigung zulässt. Sondern auch für die Tristesse von monotonem Beischlaf und einem wortlosen dîner pris en hâte.
Also fordern wir parodierend die Absurdität des Ja-Worts heraus, um die bourgeoise Zweisamkeit auszuhöhlen. Um Zwischenmenschliches aus der Zwangsjacke des bedrückend Normativen und der Funktionalität zu befreien. Um der Travestie zu frönen. Um exaltiert unsere beiden Daseins in saturnalischem Exzess zu feiern.
Eingetragene Partnerschaft. Ehe. Begriffe, die gewisse Ideen umreissen und andere ausschliessen. Sei der Ursprung des Wortes Ehe, das ewig geltende Gesetz, als welches sie wahrzunehmen wir gezwungen sind, auch unbekannt, so erfüllt sein eigentümlicher Geist es noch immer. Dasselbe Wort nun für eine andersartige Verbindung verwendet, lässt diese sich der herrschenden Definitionsmacht entziehen. Es wird umgedeutet und umgewertet, um schliesslich überkommen zu werden und der Entfaltung in und von Partnerschaften Raum zu geben.
– Nina Gämperle
Unsere letzte Dankbarkeit gilt der Kunst, dem Wagnis ohne Welt und Wahrheit. Unweigerlich begegneten wir in ihr Ferne und Dauer, dem aus deren Verschränkung entspringenden Keim einer andersartigen Daseinsform. Der Sprache dieses ewig Bewegten entlehnten wir die Tilgung der Spuren der Ursünde, als Negation dessen, was als umworbenen Götzen der Gewissheit über den Ursprung in der Dingwelt fortwest. Diesem Leichnam führten wir sodann die reine Kathexis des Ichs vor, wie ein dunkler und ein heller Strahl desselben Brunnens eines von aller Zeitlosigkeit an auf Absolutheit gerichteten Eros.
Homayun Sobhani – Immer sind wir trunken; ohne Wein/ Immer sind wir glücklich; ohne uns.
La Fontaine
11/11/11
La Fontaine The manifesto for the combat against the eternal Given and for the aesthetics of the eternal Moved
If you’re reading this you’re likely either gay or not gay. So you can identify at least with one of us. Imagine the outrage we felt when we found out the truth about Frida Khalo and Diego Rivera. How shocking to discover that Leo Trotzki wasn’t actually doing Frida. But does that make a difference when it comes to our conception of their great partnership?
The bourgeois marriage is the resulting ulcer from the exploitative totalitarian system. Not only does it stand for a contractual regulation of structures for property and dominance, and the heteronormative dichotomy of woman and man which feeds the idiocy of idolising the innate naturalness of gender and sexual orientation, and permits them to union in the eyes of society only under the yoke of the reproductive cravings of culture. But also for the tristesse of monotonous cohabitation and a wordless dîner pris en hâte.
Hence, we’re challenging the absurdity of „I do“ by masquerading to carve out the belief in the dried-out coexistance. To liberate the interpersonal from the straight jacket of the oppressive normative and functionality. To indulge in travesty. To exaltedly en- gage into saturnalic festivals to honour both of our existences.
Civil union. Matrimony. Both concepts, contouring certain ideas and excluding others. May the origin of the word matrimony be evanesced, the legitimation of motherhood derived from the eternal statics, as which we are forced to perceive it. Though its idiosyncratic spirit is reassuring. But to make usage of that word in order to imply another form of partnerships, it will be wrested away from the regnant hegemony of definition. It will be reframed and reassessed to finally being overcome and make room for unfolding of and within unions.
– Nina Gaemperle
Our last gratitude is meant for art, the audacity to venture beyond subsistence and truth. Inevitably therein, we met distance and endurance, the seed of an alternative reflecting their entanglement. The annihilation of traces of the original sin, we borrowed from its language to negate what has been decaying within the world of objects as the wooed icon of certainty about genesis. Towards this corpse, we paraded the pure cathexis of the Ego, as dark and bright streams of the same fountain, bearing an eros directed from all eternity to absoluteness.
Homayun Sobhani – Always are we drunken; without wine/ Always are we blissful; without us.
La Fontaine
11/11/11